Simone Schönbeck  
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Ehrengast auf unserer Homepage – der Vater und Großvater unserer Pferde:

Prämienhengst SARAFAN

Pedigree

Sarafan lebt nicht mehr ...

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er dienstälteste Trakehner Deckhengst lebt nicht mehr. Im gesegneten Alter von 32 Jahren trat Sarafan v. Martin u.d. Sandra v. Boris am 18. November 2009 von dieser Welt ab. Mit ihm starb ein Hengst, der sicher nie im züchterischen Fokus gestanden ist, dessen Verdienste vor allem im Bereich der Leistungszucht aber unübersehbar sind. Sarafan war einer der ganz wenigen Vertreter der Pilger-Hengstlinie über Carajan hier in Deutschland, seine ebenfalls schmale Mutterfamilie basiert auf der ostpreußischen Staatsprämienstute Sophie und hat in den letzten Jahren mit dem Reservesieger Samurai und dem Hämelschenburger Star Summertime für Aufsehen gesorgt.
   Sarafan teilte das Schicksal der meisten Hengste mit Springpedigree, wenig optimaler Hengstleistungsprüfung und Standort im Natursprung abseits der züchterischen Hochburgen: Die Zahl seiner Nachkommen dürfte sich auf 60 beschränken. Frische und enorme Vitalität erhielt er sich bis zuletzt und noch im Alter von 31 Jahren deckte er sieben Stuten, die alle tragend wurden. Seine Nachkommen brillieren durch die Bank mit viel Gelassenheit und großer Menschenbezogenheit – und unter diesen wenigen Nachkommen gibt es 26 Turnierpferde! 17 davon haben Erfolge, neun in Prüfungen der Klasse M und S!
   Sarafan ist Vater von drei Trakehner Springchampions: Fanal, Mondsichel und Merlin. Neben Fanal und Merlin hatten auch Fürstenstein und Moonlight Erfolge in S-Springen. Sarafan hat sich vor allem als Springvererber bewährt, zeugte aber auch bis M erfolgreiche Dressurpferde. Die Frage, was Sarafan bei umfassenden züchterischen Chancen insbesondere in sportlicher Hinsicht hätte leisten können, muss unbeantwortet bleiben.
Über 20 Jahre war er Mittelpunkt des Gestüts Buchenhain und genoss hier ein Leben, von dem viele seiner Beschälerkollegen nur träumen können. Sarafans Tod hinterlässt bei „seiner“ Familie Schubert eine große Lücke, die so schnell nicht zu füllen sein wird …

Geboren am 21.04.1977, der Begründer meiner Liebe zur Trakehner Rasse: der Hengst Sarafan, Prämienhengst des Körjahrganges 1979.

Kennen lernen durfte ich diese Pferdepersönlichkeit 1992, als ich mit meinem damaligen Pferd Allegro, einem Hannoveraner von Argentinus aus einer Mutter von Sendbote, als Einsteller ins Gestüt Buchenhain einzog. Fuhr man auf dieses alte Gehöft, so blickte man als erstes in ein markantes und männliches Pferdegesicht, der Herr des Hauses ganz unbestritten und souverän – Sarafan! Unverkennbar schon im ersten Eindruck als Hengst auszumachen, stolz und erhaben im Auftritt.

Nun quälte ich mich damals reiterlich mehr schlecht als recht mit meinem etwas büffeligen Allegro, Trakehner galten für mich mehr als der siebte Gewährsmangel, spinnig und hysterisch sollten sie sein, speziell und nicht von jedermann zu bedienen. Diesen Glauben hütete ich, bis ich dann irgendwann einmal auf dem ersten Trakehner Platz nahm, einem Sohn von Sarafan aus der Moldau von Sternglanz. Mein Gott, was war Reiten schön! Wie leicht und wie bequem! Wie angenehm war es, wenn Hilfen ohne größeren Nachdruck angenommen wurden – kurz, ich lernte die viel beschriebene Sensibilität der Trakehner kennen und schätzen! Von Nervigkeit war bei Sarafans Kindern niemals die Rede, im Gegenteil: Es sind besonders gelassene und dem Menschen sehr zugewandte Pferde, immer leistungsbereit – sie sind eine Freude, jeden Tag.

Der Virus Trakehner war übertragen, ich war infiziert! Mitten drin Sarafan und seine Familie. Sarafan ist noch heute mit 32 Jahren ein beeindruckender Hengst, im sauberen, ausdrucksvollen Hengsttyp, mit viel Würde, untadeligem Charakter und klarer, trockener Textur! Seine Kinder sind ausdrucksstarke, große Pferde. Mit der Anpaarung kann man wenig falsch machen, will man ein korrektes, großes und ansehnliches Reitpferd mit viel Galopp und guter Selbsthaltung bekommen.

Völlig unwissend von Dingen, die den Werdegang eines jungen Hengstes nachhaltig prägen und bestimmen, war ich natürlich erstaunt über den wenigen Zulauf zu diesem Hengst. Überzeugten denn nicht seine Nachkommen? Sarafan wurde wenig genutzt und teilt damit das Schicksal vieler verkannter Hengste, die obendrein auch noch nur im Natursprung zur Verfügung stehen.

War er 1979 noch gefeierter Prämienhengst, so „gammelte“ er nach einer absolut gruseligen Hengstleistungsprüfung 1980 in Adelheidsdorf zunächst auf drei Stationen, bis er 1988 erstmalig als Leihhengst auf dem Gestüt Buchenhain zum Einsatz kam. 1990 wurde der Hengst von Dr. Schubert erworben und steht seitdem fest im Gestüt Buchenhain. 1990 war der Hengst also 13 Jahre alt und hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige eingetragene Tochter!

Hengstleistungsprüfungen sind so eine Sache für sich. Jeder, der sich mal intensiver damit beschäftigt hat, weiß, dass diese nicht zwingend etwas über die tatsächliche Qualität eines Hengstes aussagen müssen. Hier spielen zu viele politische Faktoren mit hinein – den besten Reiter bekommt der, der am lautesten schreit, manche sind einfach nur Platzierungsvieh! So bekam Sarafan im Schritt eine 5 und der Galopp wurde lediglich mit einer 6 (!!!) bewertet. Ich mag nicht darüber nachdenken, welche „Wurst“ der arme Hengst damals durch die Gegend tragen musste. Denn eines gibt er durchschlagend an seine Kinder weiter: seinen wirklich sehr guten Schritt und seine sehr gute Galoppade. Seine Rittigkeitsnote 5,7 lässt jeden, der auch nur einmal auf ihm gesessen hat, laut lachen. Aber so ist das nun einmal, die Noten begleiten ihn und seine Nachkommen ein Leben lang.

Als Sarafan 1988 in Buchenhain ankam, war er an Geist und Seele kaputt. Der Tierarzt gab dem Hengst damals keine 14 Tage, so hatten ihn seine Vorbesitzer herunter gewirtschaftet. Männer mochte er damals am liebsten mit mindestens 10 Metern Abstand oder als alternative Beilage zu Heu und Hafer. Dank der Mühe, die man sich in Buchenhain machte, wurde der vom Leben enttäuschte Kerl bald eines Besseren belehrt und zeigte sich, wie er eigentlich geschaffen war: Mit herausragendem Interieur, das es erlaubte, dass kleine Mädels ihn am Halfter von der Weide holten. Im Deckbetrieb war er stets ein echter Gentleman.

Sarafans Pedigree ist gerade aus Leistungsaspekten hochinteressant und beinhaltet die in der Trakehnerzucht bedauerlicherweise recht selten gewordenen Springgene. Väterlicherseits zählt Sarafan im Zweig seines Großvaters Carajan zur Linie des ehemaligen Trakehner Hauptbeschälers und hoch angesehenen Leistungsvererbers Pilger, der auch in russischer Sportpferdezucht einen klingenden Namen besitzt.

Es handelt sich bei ihm neben Bergamo und den Amiego-Söhnen um einen der letzten lebenden Vertreter dieser Carajan-Linie im Mannesstamm. Hoch gelobt und viel verehrt zu Lebzeiten, begann der Stern des Carajan bald zu sinken. Vielen Zuchtverantwortlichen gab der stolze Hengst seinen Kindern zu viel Nerv und Spannung mit. Hier und da trat in seiner Vererbung auch eine geradere Rückenlinie und ein recht steiles Hinterbein auf – Exterieureigenschaften also, die häufig mit hochklassiger Springveranlagung gekoppelt sind.

Carajan wurde in Birkhausen aufgestellt und zur Zucht empfohlen, weil er eine sehr wertvolle und seltene Blutführung aufweist. Sein Blut war frei von Altan und den sonstigen über Gebühr verbreiteten Elementen. Auch die Mutter des Carajan führt in ihrem Pedigree vornehmlich Hengste, deren Blut in Westdeutschland sonst kaum vorkam. Er vererbte gutes Format mit viel Substanz und starkem, einwandfreiem Fundament.

Als Vererber von häufig genialer Springveranlagung sollten Carajan und zahlreiche Angehörige seines Blutes dann auch in die Zuchtgeschichte eingehen. Biene, Procat und Czardas mögen hier stellvertretend für eine große Anzahl von Kindern und Enkeln stehen, die sich im Springsport höherer und höchster Ebenen behaupteten. Auch als Hauptbeschäler im Gestüt Birkhausen wusste der energische Fuchshengst beste züchterische Chancen zu nutzen und hinterließ zahlreiche wertvolle Töchter.

Mit der Birkhausener DLG- Stute Maräne brachte er in Passerpaarung mehrere Vollgeschwister, von denen sich der gekörte Markstein unter dem Namen Magneet in den Niederlanden einen guten Ruf als Vererber schuf. Seine Vollschwestern Marcia, Marissa – DLG-prämiert – und Marmel waren qualitätvolle Stuten, die der von jeher schmalen Familie zur Blüte verhelfen sollten. Eine Hoffnung, die sich jedoch nicht erfüllte: In den letzten Jahren ist der Mora-Maräne-Stamm eher schmal und unbedeutend geworden. Auch Sarafans Vater Martin nahm nur geringen Einfluss und wurde bereits 1977 in die USA abgegeben. Lediglich fünf Töchter sind registriert.

Sarafans mütterliche Familie der ostpreußischen Staatsprämienstute Sophie, die im Kreis Angerapp geboren wurde, zählt ebenfalls zu den eher selten vertretenen Stutenstämmen. In ihrer Blutführung ist sie weitgehend frei von den häufig vertretenen Genen des Tempelhüter, Dampfroß oder Parsival. Über den Gabriel-Sohn Boris und den Originaltrakehner Apfelkern v. Hyperion führt Sarafans Mutter Savanne auch unter Leistungsaspekten bewährte Gene. Bekannteste Vertreter der wenig verzweigten Sophie- Familie ist der Reservesieger Samurai (USA) und der renommierte Summertime – Prämienhengst des Körjahrganges 2000, Vater des Siegerhengstes 2006 Songline, des Hengstes Everio (gek. 2008) und Eliteanwärter.

Sarafan teilte und teilt das Los einer größeren Anzahl von Trakehner Vatertieren, die mehr oder weniger im züchterischen Abseits positioniert waren oder es sind. Die Zahl der ihm alljährlich zugeführten Stuten blieb stets überschaubar. In den Jahren 2003 bis 2007 pausierte er ganz, 2007 deckte er zwei Trakehner Stuten, beide Fohlen qualifizierten sich für das Championat in Graditz. 2008 – im Alter von 31 Jahren! – deckte er sieben Stuten, alle sieben tragend, lediglich eine rosste um. Ein Produkt ist unsere Belle Pèlerine.

Sarafan mag in seinem Leben ca. 60 Nachkommen haben, 26 davon sind im Turniersport erfasst, 17 davon mit Erfolgen, 9 hiervon in M und S! Diese Tatsache wurde in der Zeitschrift „Der Trakehner“ 03/09 mit dem Artikel „Botschafter der Leistungszucht“ bedacht. Entsprechend seiner Abstammung hat sich Sarafan vor allem als Springvererber hervorgetan, aber auch bis M erfolgreiche Dressurpferde zählen zu seiner kleinen, aber feinen Nachkommenschar.

Von seinen Töchtern sorgt keine durch Prämien- oder Elitetitel für besonderes Aufsehen, doch führen sie ein Erbgut, das zum einen leistungsmäßig abgesichert ist und zum anderen durch selten vertretene Gene wertvolle Anknüpfungspunkte mit den so genannten Hauptvererbern, also den dominierenden Blutlinien, bietet. Alleine sein Blut macht ihn auch im hohen Alter noch so wertvoll. Dass er nach wie vor bei bester Gesundheit ist und sich frisch und lebensfroh präsentiert, bestätigt auch die Vitalität und Energie dieser Linien. Die Vorzüge solcher Pferde kann jeder unschwer erkennen – aus züchterischer Sicht ist es kaum verständlich, dass solche Blutlinien nicht stärker genutzt werden.

Hier ist Sarafan zu Hause